SPD
Süd: Heider hat die meisten Unterstützer
von Hans Riebsamen
Das entscheidende Thema bei der Bestimmung des
SPD-Landtagskandidaten im Frankfurter Süden ist zweifellos die Lärmfrage.
Allerdings ist die von Heider vertretene Forderung nach einer Stilllegung der
Landebahn eine ausgesprochene Außenseiter-Position in der hessischen SPD. Schon
die sogenannte Feldmann-Linie mit einem verlängerten Nachtflugverbot, welche
die Frankfurter SPD vertritt, ist in der Partei nicht mehrheitsfähig. Die
Landes-SPD unter Thorsten Schäfer-Gümbel lehnt sie ab. Sie hat ein Gutachten
erarbeiten lassen, aus dem hervorgeht, dass die Genehmigung der neuen Landebahn
rechtens sei und auch von einem rot-grün dominierten Landtag nicht mehr
aufgehoben werden könne.
von Hans Riebsamen
Petra Tursky-Hartmann hat bei der Mitgliederbefragung im
SPD-Ortsverein Sachsenhausen klar gewonnen. Doch die Medienreferentin bei der
SPD-Fraktion im Landtag wird mit großer Wahrscheinlichkeit dennoch nicht
Landtagskandidatin der SPD im Frankfurter Süden. Für die Sozialdemokraten wird
im Wahlkreis 37 vermutlich ihr Konkurrent Ralf Heider, der Vorsitzende des
SPD-Ortsvereins Niederrad, antreten.
Denn etwa zwei Drittel der 29 Sachsenhäuser Delegierten, die
zusammen mit den Delegierten der Ortsvereine Oberrad, Niederrad und
Goldstein-Schwanheim am 6. März den SPD-Kandidaten bestimmen, gehören jetzt dem
Heider-Lager an. Tursky-Hartmann ist es am Samstagnachmittag in einer mit rund
150 Teilnehmern stark besuchten Mitgliederversammlung des Ortsvereins
Sachsenhausen nicht gelungen, in nennenswerter Zahl ihre politischen Freunde
als Delegierte durchzusetzen.
Seinen Sieg verdankt Heider zu einem Gutteil den
Lärmgegnern, nicht zuletzt jenen zwei Dutzend Neumitgliedern aus den Reihen der
Bürgerinitiativen gegen Fluglärm, die vor kurzem gegen den Widerstand der
Sachsenhäuser Ortsvereinsführung auf Geheiß des Frankfurter Parteivorstands in
die SPD aufgenommen wurden. Ihr dezidiertes Ziel war es, Heider, der für eine
Stilllegung der neuen Landebahn eintritt und seit langem ein scharfer
Lärmkritiker ist, zur Kandidatur zu verhelfen. Tursky-Hartmann, die wie der
SPD-Oberbürgermeister Peter Feldmann für eine Ausweitung des Nachtflugverbots
um zwei Stunden und für Lärmobergrenzen eintritt, warf das Heider-Lager auch am
Samstag wieder vor, zu flughafenfreundlich zu sein.
Mancher Sachsenhäuser Altgenosse hat den Eintritt der
Lärmgegner als Provokation empfunden. Es sei eine „Sauerei“, dass Heider Leute
in die SPD gebracht habe, die mit der Partei überhaupt nichts zu tun hätten,
äußerte am Samstag ein Tursky-Hartmann-Anhänger. Die so Gescholtenen wurden
ausgerechnet von einem Genossen verteidigt, von dem bisher nicht bekannt war,
dass er ein SPD-Parteibuch hat, nämlich vom Immobilienkaufmann Bernd Lunkewitz.
Der „Baulöwe“ leide in seiner Villa an der Mörfelder Landstraße wohl auch unter
Fluglärm, mutmaßte ein Teilnehmer.