Grenzerfahrungen zwischen Schweizerhäusern und Berliner Mauer


Glienicker Brücke in der Abendsonne © Petra Tursky-Hartmann

Es ist sicher ein Irrtum, denke ich. Oder es liegt an der Sonne? Und folge langsam den Kurven des frisch geharkten Kieswegs des von Lenné und Fürst Pückler-Muskau gestalteten Parks in Potsdam-Babelsberg. Doch es ist kein Spiel von Sonne und Schatten. Die Glienicker Brücke schimmert hundert Meter weiter auf Berliner Seite immer noch dunkler als auf Potsdamer Seite.

Die zweifarbige Glienicker Brücke © Petra Tursky-Hartmann

Dass das keine optische Täuschung ist, bestätigt Gerald am Abend auf dem Weg zur „Garage du Pont“, als wir bei Sonnenuntergang mit Pia über das Absperrgitter am Brückenkopf in den Westen „rübermachen“. Der Potsdamer Architekt lebt seit dem Fall der Mauer mit seiner Familie am Teltowkanal in Klein Glienicke – nahe der weltberühmten „Brücke der Spione“, die über 40 Jahre die Grenze zwischen Ost und West markierte.

Die historische Stahlkonstruktion ist auf West-Berliner Seite bereits Anfang der 1980er-Jahre saniert worden. Und auf DDR-Seite erst fünf Jahre später. Und obwohl der giftgrüne Lack aus derselben (West-)Fabrik stammte, hat man sich im Westen für den Farbton „DB 603“ und im Osten für die hellere Variante „DB 601“ entschieden. Wieso? Warum? Weiß niemand mehr so genau. Nur die Kosten für die Sanierung der Ostseite, die wurden auf zwei Millionen D-Mark veranschlagt und vom Westen übernommen. 

Zwischen Potsdam und Berlin © Petra Tursky-Hartmann

Ob die Glienicker Brücke irgendwann einmal im Einheitsgrün erstrahlt, wenn aus Korrosionsschutzgründen der nächste Anstrich fällig ist, weiß man noch nicht so genau. Denn für die Wahl des Farbtons ist der Denkmalschutz zuständig. Und wenn die Denkmalschutzbehörde die unterschiedlichen Grüntöne der Brücke „als historisch begründet“ einstufen sollte, könnte es in Zukunft laut „Potsdamer Neueste Nachrichten“ dann eben so bleiben. 

Die Brücke der Spione © Petra Tursky-Hartmann

Weltweit bekannt wurde die Glienicker Brücke jedoch nicht durch ihre unterschiedlichen Grüntöne, sondern durch den Austausch von Agenten während des Kalten Kriegs. Der englische Spitzname der Brücke hat Steven Spielberg inspiriert, 2015 an diesem historischen Ort mit Tom Hanks den Film „Bridge of Spies“ zu drehen. An die innerdeutsche Grenze erinnert heute nur noch ein dünnes Metallband im Asphalt mitten auf der Brücke.

Doch Gerald, Pia und ihre Freundin Bobbel können noch viel mehr über dieses einmalige Landschaftsensemble, das die UNESCO im Jahr 1990 zum Weltkulturerbe erklärt hat, erzählen. „Leben in Klein Glienicke ist wie wandern durch deutsche Geschichte“, strahlt die Frankfurter GrafikDesignerin Bobbel, die die Wochenenden am Rande des Ortes in ihrer Remise verbringt. 

© Jens Arndt: Glienicke - Vom Schweizerdorf zum Sperrgebiet



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