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Text: Nikolaus Münster
Eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher (Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland) und des FPC
„Wenn ein Pressesprecher mein bester Freund ist, kann ich über das Unternehmen nicht mehr schreiben, weil ich dann befangen bin.“ Mit dieser klaren Aussage beantwortete Carsten Knop, Online Chefredakteur der FAZ, die im Titel der Veranstaltung gestellte Frage: Pressesprecher und Journalisten – Beste Freunde? PR-Mann Dominik Kuhn von der Nordsee-Zeitung sah die Funktion der Pressesprecher vor allem im „punktgenauen Bedienen“ der Journalisten. Beide Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass eine persönliche Beziehung über den Beruf hinaus durchaus nützlich sei, schließlich gehe es auch um Vertrauen.
Gemeinsam hatte die Landesgruppe des BdP und der Frankfurter Presseclub zur Diskussion über das Verhältnis zwischen Journalisten und Pressesprechern geladen. Dass es genug Anlass dafür gibt, hatten sowohl der große Andrang an dem Abend als auch schon im Vorfeld die Ergebnisse einer Umfrage gezeigt: Über das schlichte Handwerkszeug gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Während die Pressemeldung sich bei den Pressesprechern großer Beliebtheit erfreut, bevorzugen Journalisten eindeutig das direkte Gespräch mit den Pressesprechern oder noch besser mit den Entscheidern. Auch die gegenseitige Einschätzung divergiert erheblich. Pressesprecher halten Journalisten für deutlich glaubwürdiger als umgekehrt.
Einig waren sich die Gesprächspartner darin, dass das Erzählen von Geschichten für beide Seiten gut funktioniere. Für Journalisten sei es nicht ergiebig, wenn Vorstandsvorsitzende auf den Pressekonferenzen zu den Quartalsberichten trockene Zahlen vortrügen. Die Journalisten wollten lebendige Einblicke in das Unternehmen. Aus diesem Grund habe AP die Berichterstattung über die Quartalsresultate der Unternehmen auch inzwischen weitgehend automatisiert. Sein eigenes Talent für das Erzählen von Geschichten stellte Kuhn am eignen Beispiel unter Beweis: dieses Jahr falle sein 50. Geburtstag auf das Wochenende des Frankfurt Marathons.
Kontrovers betrachteten die Protagonisten das Einschalten von Krisenkommunikatoren. Knop sah es sehr kritisch, dass sich dann zwischen Unternehmensleitung und Pressesprecher auf der einen Seite und Journalisten auf der anderen Seite noch ein dritter Akteur dazwischenschalte und den direkten Kontakt noch erschwere. Kuhn dagegen gab zu bedenken, dass nicht jeder Pressesprecher Erfahrungen mit den Besonderheiten einer Krise habe und dann sei professionelle Hilfe sehr nützlich. Allerdings fände die beste Krisenkommunikation im Vorfeld statt, wenn langfristig ein Vertrauensverhältnis zu den entsprechenden Medien aufgebaut werde.
Der von Corina S. Socaciu moderierte Abend machte deutlich, dass es einen erheblichen Bedarf am direkten Gespräch zwischen Pressesprechern und Entscheidern auf der einen Seite und den Journalisten auf der anderen Seite gibt. U.a. bedauerte Knop, dass sich etwa ein Drittel der Dax-Vorstände noch nie um einen Kontakt zur FAZ bemüht habe. Sicher sei es auch hilfreich, wenn die Redakteure besser über die Arbeitsweise der Pressesprecher bescheid wüßten. Aber vielleicht war es auch bezeichnend, dass die Veranstaltung bei den Pressesprechern auf deutlich mehr Resonanz gestoßen ist als bei den Journalisten. BdP und FPC werden den Gesprächsfaden sicherlich weiter knüpfen.