BdKom: Museum mit 35.000 digitalen Gästen pro Woche


Sommerfest 2023 der Landesgruppe Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland im Jüdischen Museum in Frankfurt

Text: Oliver Claas - Fotos: Ralf Werner

Im Oktober 2020 war das Jüdische Museum Frankfurt frisch renoviert wieder eröffnet worden. Dann kam Corona mit Wucht zurück und zwang das Museum nach nur 11 Tagen wieder zum Schließen. Also besann sich das Team von Museumsdirektorin Dr. Mirjam Wenzel auf das Digitalkonzept, das parallel zur Renovierung entwickelt worden war, und hatte damit Erfolg. Diese Bilanz zog die Direktorin Ende Juni 2023 beim Sommerfest der BdKom-Landesgruppe Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland.

„Wir sind immer noch dabei, ausgefallene Corona-Veranstaltungen aufzuarbeiten“, sagte Wenzel in ihrer Key-Note. Und so war es auch beim BdKom. Die Landesgruppe wollte im Jüdischen Museum eigentlich den Neujahrsempfang 2022 feiern. Doch auch hier machte die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Der Neujahrsempfang fand dann zum zweiten Mal virtuell statt.

Der zweite Anlauf Jüdisches Museum im Juni 2023 sollte aber klappen, und das Wetter spielte auch mit. Vor rund 30 Mitgliedern der Landesgruppe erzählte Wenzel die Geschichte des Jüdischen Museums von der Gründung im Oktober 1988 bis heute. Außerdem schilderte sie die Arbeit an Berufsschulen in Projekten gegen Antisemitismus und das Konzept der Dauerausstellung „Wir sind jetzt“. Dieser Name soll die Aufmerksamkeit der Besucherinnen und Besucher auf die Gegenwart lenken, so Wenzel. Das Museum und seine Ausstellungen wollen Bewusstsein für jüdisches Leben schaffen – auch dort, wo man es nicht sieht.

Das Museum wird von der Stadt Frankfurt finanziert und zeigt jüdische Geschichte und Kultur von 1800 bis heute. Weiter zurück in die Vergangenheit blickt der zweite Standort an der ehemaligen Judengasse in Frankfurt. Wenzel sagte: „Die Museumsarbeit ist ein Dauerprojekt, weil sich unser Blick auf die Geschichte ständig ändert.“ Ergänzt werden die Ausstellungen durch verschiedene Digitalangebote, die rund 35.000 Userinnen und User pro Woche erreichen. Im Gespräch zu bleiben ist dabei eines der Hauptziele. „Word of mouth“ ist eine wichtige Währung für das Museum und seine Mitarbeitenden.


Forschung als Grundlage

Das Digitalkonzept des Museums besteht aus den Bereichen Forschung, Vermittlung und Kommunikation. Grundlage für alles ist dabei eine selbst erarbeitete Online-Sammlung mit Objekten, Bildern, Texten und Geschichten.

Diese werden im zweiten Schritt auf externen Plattformen gezeigt oder in Form von Online-Videos, Workshops, Medieninstallationen im Museum und in der Stadt, in einer App und mit Blog-Beiträgen.

Die Kommunikation im dritten Bereich setzt neben einer neu gestalteten Website vor allem auf Communitybuilding und Storytelling in Social Media. Wichtiges Element in der Corona-Zeit waren natürlich auch Live-Streaming von Veranstaltungen und Online-Führungen, die nur in dieser Form möglich waren, weil die Sammlung des Museums von Anfang an digital dokumentiert wurde.

Viel Zuspruch bekam zum Beispiel ein Livestream im Jahr 2020, bei dem der Pianist Igor Levit mit dem Publizisten Michel Friedmann diskutierte. Welche Social-Media-Plattform fällt aber am meisten auf mit negativer Diskussionskultur? Wenzel sagte: „Mit Blick auf die Kommentare ist YouTube am schlimmsten.“


Im Anschluss an die Key-Note gab es eine Führung durch das wunderschöne Gebäudeensemble, das aus dem historischen Palais der jüdischen Bankiersfamilie Rothschild und einem modernen Lichtbau besteht. Hier wird unter anderem die Geschichte der Familien Rothschild, Frank und Senger gezeigt.

Eine Besonderheit waren die digitalen Download-Punkte für das „Museum to go“. Alle Besuchenden hatten eine Karte bekommen, die sie mit nach Hause nehmen konnten. Im Museum musste man diese Karte nur an einen der Download-Punkte halten und schon hatte man eine Erinnerung zum Mitnehmen heruntergeladen: zum Beispiel das Apfelkuchenrezept der Familie von Anne Frank.

Im Hof des Museums steht ein Kunstwerk von Ariel Schlesinger: Es zeigt zwei miteinander verschränkte Bäume und steht für die Verwurzelung und gleichzeitige Entwurzelung der Juden in Deutschland.


Zu Ende ging der Abend mit Gesprächen im Kreis der Kolleginnen und Kollegen auf der Terrasse des Deli, wo koschere und vegane Speisen und Getränke angeboten werden.

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Der Bericht wurde auf der Homepage des Bundesverbands der Kommunikatoren veröffentlicht