Litauen - Bis zur Memel und zurück - Fotoreise mit Lesung am 9. November 2023



Einladung vom Frankfurter Verband, Begegnungs- und Servicezentrum in Kooperation mit der SPD Goldstein

Eine Fotoreise mit Lesung am 9. November 2023, 15:30 - 17:00 Uhr im Hofgut Goldstein, Tränkweg 32, 60529 Frankfurt. Ein Nachmittag bei Kaffee und Kuchen.


Während der Recherchen für ihr Buch „Zur besonderen Verwendung“ besuchte Petra Tursky-Hartmann im Sommer 2016 mit Unterstützung durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Litauen. Ihre Reise führte sie über Vilnius zum Schloss Panemunė an der Memel, dem Sommerhaus von Thomas Mann auf der Kurischen Nehrung, über den „Berg der Kreuze“ in Schaulen bis nach Purnuškės, dem geografischen Mittelpunkt Europas.



„Kazimieras Arlauskas wird Sie in Vilnius unterstützen“, hatte ihr Viola Krause, die hessische Landesgeschäftsführerin vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, geschrieben, nachdem sie eher zufällig den seit 1944 vermissten Onkel ihrer Mutter in der Online-Gräbersuche des Volksbundes im Internet gefunden hatte. 

Im „Rom des Ostens“ – dessen barocke Altstadt 1994 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde, zeigt ihr der Länderbeauftragte den Stadtpark, wo sich zwischen 1989 und 1991 während der Perestroika die „Singende Revolution“ getroffen hat. Hier erfährt die Autorin, dass Erhard Biemüller, der kleine Bruder ihrer Großmutter, für den Soldatenfriedhof der 69. Infanteriedivision in Naukamis registriert ist.


Die litauische Geschichte ist eng mit der deutschen Geschichte verwoben. Das zeigt sich nicht nur beim Abendessen im „Forto Dvaras“ in Vilnius, als „Cepelinai“ serviert werden. Die mit Sauerrahm und Hackfleisch gefüllten Kartoffelklöße sind eine landestypische Spezialität, wobei der Name von der Form deutscher Zeppeline im Ersten Weltkrieg abgeleitet ist. Auf Schloss Panemunė trifft sie einige Tage später Dainora Saulėnienė, deren Großeltern im ehemaligen Heydekrug, dem heutigen Šilutė, gelebt und deutsch gesprochen haben.

Nach dem Abendessen im Schloss zieht es sie ans Ufer der Memel, die hier breiter als der Main in Frankfurt ist. Nur wenige Kilometer flussaufwärts bei Raudonenai wurde hier, am 25. September 1944 und rund 1.700 Kilometer von seiner Familie entfernt, das Schicksal des 21-jährigen Oberfähnrichs besiegelt. „Wie unbarmherziger Drill, Hass und Verblendung Menschen zerstören, das hat Erhard in den Feldpostbriefen an seine Mutter geschildert. Für die Schönheit des baltischen Landes hatten die Soldaten damals keinen Blick“, sagt Petra Tursky-Hartmann. Das hat sie im Sommer 2016 nachgeholt.


Eigentlich wollte sie im Sommer 2013 nur zum Geburtsort ihrer Oma Wally nach Bad Salzbrunn ins ehemalige Schlesien reisen. Doch dann interessierte sie, welche Verwerfungen zwei Weltkriege, der Nationalsozialismus sowie Flucht und Vertreibung in ihrer Familie hinterlassen hatten. Stück für Stück hat sie mit Reisen nach Breslau, Danzig, Vilnius, Kischinau, Odessa und Tiraspol ihr Familienpuzzle zusammengefügt. Wobei sie in Osteuropa ab 2014 bis zum Ausbruch der Coronapandemie immer wieder mit der Frage konfrontiert wurde, wie sie es als Deutsche mit Russland halte. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. hat Petra Tursky-Hartmann bei der Suche nach Ansprechpersonen in Polen, Litauen, Rumänien und die Ukraine unterstützt. Außerdem hat sie im Bundesarchiv, bei der Wehrmachtsauskunftsstelle und in den USA die Vergangenheit ihrer Familie recherchiert. Denn wie hatte es Jean-Claude Juncker bereits 2012 formuliert: Wer an Europa zweifelt, sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!“