BdKom: Virtueller Neujahrsempfang mit Yve Fehring ("nano")


BdKom: Virtueller Neujahrsempfang mit Yve Fehring ("nano") am 15. Februar 2024

"Wissenschaft für alle: Wie 'nano' das Publikum erreicht und warum Youtuber keine Konkurrenz sind 

Seit bald 25 Jahren bringt die 3Sat-Nachrichtensendung „nano“ täglich Wissenswertes aus der Wissenschaft zu den Zuschauern, seit 10 Jahren ist Yve Fehring als Moderatorin eines der Gesichter der Sendung. Aber welche Überlegungen und Prozesse stecken hinter einem so ungewöhnlichen Format, wie lassen sich wissenschaftliche Themen noch besser an die Menschen bringen, und was hat sich durch Corona für den Wissenschaftsjournalismus geändert?

Viele spannende Fragen für den dritten virtuellen Neujahrsempfang der BdKom-Landesgruppe Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, der mit dem inzwischen schon traditionellen gemeinsamen Glas Sekt begann, bevor Yve Fehring im Dialog mit Anke Maibach und den Landesgruppen-Mitgliedern eine informative und spannende Diskussion startete, unter dem Motto „Wissenschaftsjournalismus in bewegten Zeiten“.

Denn die erste Erkenntnis lautete: Mann/Frau muss kein studierter Naturwissenschaftler sein, um eine erfolgreiche Wissenschaftssendung zu moderieren. Aber auch keine Showmasterin im üblichen Sinn. „Ich will die Themen unterhaltsam präsentieren und Fragen stellen, die auch das Publikum stellen würde. Aber ich mache keine Show“, betonte die gebürtige Bielefelderin, die ihren journalistischen Berufsweg schon früh im ZDF mit Praktika und freier Mitarbeit in der Kindernachrichtensendung „Logo“ begann. Eine gute Schule, wie sie erläuterte, denn: „Es ist eine große Herausforderung, schwierige Themen für Kinder verständlich zu erklären.“

Erkenntnis Nummer zwei: Natürlich ist eine Wissenssendung per se ein Nischenprogramm, aber eine halbe Million Zuschauer täglich (live und in der Mediathek) sind alles andere als vernachlässigbar. Dass der Altersschnitt von „nano“ bei rund 60 Jahren liegt und die Sendung eher Menschen mit Bildung anspricht, entspricht den Erwartungen, aber zufriedengeben will die Redaktion sich damit nicht. Ein eigener Social-Media-Kanal, um jüngere Zuschauer besser anzusprechen, wäre ein Wunschtraum, sagt Fehring – aber das ist als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gar nicht so einfach. „Wir würden darin aber großes Potenzial sehen“, betont Fehring. Und freut sich zugleich, dass so viele junge Menschen durch Youtuber erreicht werden, die sich um Wissenschaftsthemen kümmern. „Das ist keine Konkurrenz für uns, wir freuen uns, wenn so viele Menschen mit Wissenschaftsthemen in Berührung kommen. Dann können wir alle von diesem Momentum leben“, sagt die Moderatorin.

Allerdings sind Wissenschaftsthemen und ihre Ergebnisse zum Teil auch hochumstritten – und führen zu heftigen Publikumsreaktionen. Corona hat in dieser Hinsicht auch im Fernsehen Maßstäbe gesetzt. „Der Wissenschaft wurde damals viel Zeit auch in der Tagesschau und anderen großen Sendungen eingeräumt, nano war ebenfalls viel mehr gefragt“, sagt Fehring. Das hat inzwischen wieder nachgelassen, aber die positive Erkenntnis Nummer drei lautet: „Es wird seit Corona allgemein mehr auf die Stimme der Wissenschaft gehört, zum Beispiel in der Politik“, beobachtet die 50-Jährige.

Allerdings gibt es dazu auch eine schlimme Kehrseite. Zusammen mit den wütenden Protesten der Impfgegner sind auch die rechtsextremistischen Stimmen aus dem AfD-Umfeld laut geworden und haben sich gerade den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Zielscheibe ausgesucht. Da werden bekannte Gesichter wie Yve Fehring beim Gang aus dem Sender auch mal direkt angegangen und beschimpft. „Diese Parolen von Lügenpresse und Staatsfernsehen lassen mich nicht kalt, und es macht mich sehr besorgt, dass die hetzerischen AfD-Parolen immer mehr verfangen. Wir diskutieren das immer wieder in der Redaktion. Aber wir bleiben uns treu und berichten weiter ausgewogen“, verspricht sie.

Und Themen gibt es ja genug für eine Wissenschaftssendung. Wobei alles, was sich um Nachhaltigkeit, Biodiversität, Energie oder Medizin dreht, besonders im Fokus steht. „Aber unsere Themen-Bandbreite wird größer“, sagt Fehring. Dabei profitiert die kleine „nano“-Redaktion auch stark von Beiträgen, die für andere Formate im Öffentlich-Rechtlichen In Deutschland, Österreich und der Schweiz produziert wurden. Denn alleine, stellt die Moderatorin klar, wäre ein täglich halbstündiges Programm gar nicht zu stemmen. Tabuthemen, betonte sie, gebe es dabei nicht. „Entscheidend ist, dass wir mit einem Beitrag einen Mehrwert für die Zuschauer liefern können.“