Frankfurter PresseClub: Frankfurt RheinMain als World Design Capital 2026

 


Frankfurt RheinMain als World Design Capital 2026 – Die Kommunikationsstrategie

„Wie positioniert sich Frankfurt Rhein Main als World Design Capital 2026?“ Barbara Lersch (Chief Programme Officer) und Kai Rosenstein (Chief Experience Officer) stellten sich am 24. September 2024 im Frankfurter PresseClub den Fragen von Anna Moldenhauer, Vorstandsmitglied des FPC und Chefredakteurin des Stylepark Magazins für Architektur und Design.

Frankfurt wird „World Design Capital“

Alle zwei Jahre verleiht die World Design Organization® (WDO) den Titel „World Design Capital“®. Die weltweit anerkannte NGO hat sich zum Ziel gesetzt, das Potenzial von (Industrie-)Design zur Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Qualität des Lebens zu nutzen. In Frankfurt Rhein Main habe es in der Vergangenheit bereits bedeutende Gestaltungsmomente gegeben, die zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt hätten, so Moldenhauer, wie die Gestaltungsutopie "Das Neue Frankfurt", die neue Formen des Bauens, Wohnens und kulturellen Lebens umfasste. Was also bedeute der prestigeträchtige Titel „World Design Capital“, der Frankfurt Rhein Main auf eine Stufe mit Valencia, Mexiko-Stadt, Taipeh, Kapstadt oder Helsinki stellt?

„Gestalten wir, wie wir leben wollen“

Das Veranstaltungsprogramm unter dem Motto „Gestalten wir, wie wir leben wollen“ soll nicht nur Beispiele für faire, nachhaltige und innovative Design-Lösungen präsentieren, sondern der Gestaltungsbegriff sei relativ weit gefasst, so Lersch. Zentrales Element der Kommunikationsstrategie ist das übergeordnete Motto „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“, das verdeutlichen soll, dass Gestaltung den gesellschaftlichen Wandel und das demokratische Miteinander fördern kann. „Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der Engagement, Experimentierfreude und Kollaboration im Vordergrund stehen“, betonte Rosenstein. 

„Kein Programm aus dem dunklen stillen Kämmerlein“

Die Kommunikationsstrategie der WDC 2026 setzt auf Partizipation. Noch bis zum 31. Oktober 2024 läuft der Open Call für Projekte in zehn definierten Handlungsfeldern – Arbeiten, Bauen & Wohnen, Bildung, Gesundheit, Industrie, Konsum, Kultur & Medien, Mobilität, öffentlicher Raum und Sport. Lersch sieht in dem WDC-Titel „eine Riesenchance“, die es zu nutzen gelte, um langfristige Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen. Deshalb werde das Programm auch gerade nicht im dunklen stillen Kämmerlein kuratiert. „Wir können nicht Design for Democracy sein und den Prozess der Programmplanung nicht öffnen.“ Der Programmprozess basiere auf Partizipation statt Top-Down-Entscheidungen. Insgesamt gibt es fünf Mitmach-Möglichkeiten, die von der Vorstellung einer Projektidee, der Beteiligung bzw. Weiterentwicklung von Projekten, dem Öffnen neuer Räume als Gastgebende bis hin zum Sponsoring reichen.

„Es gibt Gesprächsbedarf in unserer Gesellschaft“

Um in die Kommunikation zu kommen, wandere u. a. der „Design for Democracy Stammtisch“ einmal im Monat durch die Region. Außerdem stellt der rote Werkstattwagen Möglichkeiten zur Partizipation vor. Beeindruckend empfand Rosenstein die Vielfalt der Ideen, die beispielsweise auf dem Museumsuferfest in Workshops gesammelt wurden. Ein konkretes Beispiel für den WDC sei der Demokratiehocker, der mit seinen drei Beinen für die drei Säulen unserer Demokratie steht. Ziel sei es, Botschaften plastisch so aufzubereiten, dass sie verstanden werden. Denn „es gibt einen Bedarf für Kommunikation in der Gesellschaft“, hob Lersch in der Diskussion mit den Gästen hervor. Diese sei „wohltuend, auch wenn man sich aneinander reibt.“

4,5 Millionen Budget für langfristige Veränderungen

Mit einem einjährigen Veranstaltungsprogramm präsentiert die ausgezeichnete Region Beispiele für faire, nachhaltige und innovative Designlösungen, die die Lebensqualität verbessern können – auch über das Projektjahr 2026 hinaus. Helsinki hat beispielsweise seit 2016 eine Designbeauftragte in der Stadtverwaltung. Doch Lersch möchte mit dem WDC-Titel lieber eine breite Bewegung über die Stadt Frankfurt hinaus anstoßen. „Wir denken mehr in Prozessen als in Highlights.“ Deshalb werde ein Drittel des Gesamtbudgets von 4,5 Millionen Euro, das aus Mitteln des Landes Hessen, der Stadt Frankfurt am Main und dem Kulturfond Frankfurt RheinMain stammt, in der Region in beteiligte Projekte investiert.

Neugestaltung des demokratischen Zusammenlebens

Geschäftsführende Gesellschafter des World Design Capital Frankfurt RheinMain sind Prof. Matthias Wagner K (Direktor des Museum Angewandte Kunst) und Roland Lambrette (langjähriger Rektor der HfK in Bremen).  Mehrere Kooperationen und Projekte sind bereits Teil der Initiative WDC 2026. Dazu gehören Partnerschaften mit der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, der Mathildenhöhe Darmstadt, der Frankfurter Buchmesse und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, um eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung zu erreichen. „Wir wollen nicht die Demokratie neugestalten, sondern neugestalten, wie wir demokratisch zusammenleben können“, so das Fazit von Rosenstein.