Ein inspirierender Abend und neue Allianzen für das jüdische Museum
Fotos: Rainer Rüffer, Petra Tursky-Hartmann
Am 4. Juli 2025 lud der Frankfurter Presseclub zum traditionellen
Jahresempfang in den stimmungsvollen Hof des Restaurants „Herr Franz“ ins
Westend ein. Weit über hundert Kommunikationsprofis, Unternehmensvertreter sowie
Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur tauschten sich angeregt bis spät in
den Abend am traditionellen Sommerbuffet von Hannes Ceglarz und Bier vom
Fass der Sponsorpartners Radeberger aus.
FPC ist Ort des Austauschs
Präsidentin Jana Sauer betonte die Bedeutung des Presseclubs als
Netzwerk für Medienschaffende aller Generationen und hob die Rolle des Clubs
als Plattform für den gesellschaftlichen Diskurs hervor. „Gerade in Zeiten
wachsender Polarisierung sind Orte des Austauschs und der offenen Debatte
wichtiger denn je.“ Sie dankte den Mitgliedern und Korporationspartnern für ihr
Engagement und lud ein, in Zukunft die Chancen des digitalen Wandels gemeinsam
zu gestalten. „Unser Club lebt vom Mitmachen, vom Besuch unserer Abende, vom Netzwerken
und vom Austausch an Abenden wie diesen.“
Brücke zwischen jüdischer und nicht-jüdischer Stadtgesellschaft
Als Gastrednerin konnte der Vorstand mit Prof. Dr. Mirjam Wenzel
eine hochkarätige und engagierte Persönlichkeit aus der Kultur gewinnen. Die
Direktorin des ältesten eigenständigen jüdischen Museums in Deutschland betonte
nicht nur grundsätzlich die gesellschafts- und bildungspolitische Verantwortung
von Kulturinstitutionen, sondern auch die besondere Rolle der etwa 850-jährigen
jüdischen Geschichte in Frankfurt. Kaum eine andere Stadt in Deutschland sei so
geprägt von ihrer jüdischen Bevölkerung. In diesem Jahr feiert das Haus, das
1988 als erstes jüdisches Museum in der Bundesrepublik Deutschland eröffnet
worden war, das fünfjährige Jubiläum nach einer grundlegenden Modernisierung. Die
Kulturinstitution sei eine „Brücke zwischen jüdischer und nicht-jüdischer
Stadtgesellschaft“ und die stetig steigenden Besucherzahlen würden die internationale
Vernetzung und die bundesweite Expertise widerspiegeln. Insbesondere für Journalistinnen
und Journalisten biete das jüdische Museum gezielte Führungen und Workshops zum
Austausch an.
Antisemitismus als Herausforderung
Seit dem 7. Oktober sei die Realität für das Jüdische Museum jedoch eine
andere geworden, denn die Zahl antisemitischer Vorfälle habe sich im Vergleich
zum Vorjahr verdoppelt, bundesweit sogar vervierfacht. In diesem Jahr hat Mirjam
Wenzel bereits 22 Strafanzeigen gestellt – wegen Vandalismus, eingeschlagener
Fensterschreiben sowie verfassungsfeindliche Symbole wie Hakenkreuze in den
Ausstellungsräumen.
„Für uns ist die Gegenwart alles andere als einfach“
Eindrücklich berichtete Mirjam Wenzel von der aktuellen Überforderung
vieler Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit Antisemitismus an Schulen und dem
Einfluss von Social Media auf Jugendliche. Sie erlebe, dass das Bild der
jüdischen Geschichte und Kultur von Jugendlichen „aufgrund einer medialen
Wirklichkeit, die vielleicht nicht ihre ist, aber die die Wirklichkeit von
Jugendlichen ist“ durch den täglichen Konsum von vier bis zehn Stunden auf
TikTok das Kursieren von Verschwörungsmythen und geschichtsrevisionistische Vorstellungen
präge.
Neue Partnerschaft zwischen Medien, Öffentlichkeit und Bildungsinstitutionen
Abschließend lud Mirjam Wenzel alle Gäste ein, eine gemeinsame Allianz zu
bilden, damit demokratische Werte, Respekt voreinander, das Engagement für die
Sicherheit von Jüdinnen und Juden und das Wissen um ihre Bedeutung für die
Stadt Frankfurt erhalten bleibe. „Ich denke, Sie haben Zugang zu diesen
Menschen. Daher eine herzliche Einladung und einen schönen Abend.“