Mann, bissu fett geworden!

Blättere auf der Fahrt in die Hauptstadt im "tip". Seite 8. Die Berliner Mythen. Diese Woche die Waagen auf den U-Bahnhöfen. Wie oft habe ich früher bei Streifzügen durch Berlin gelesen "Oftmals sich wiegen und danach leben, wird dir lange Gesundheit geben!" Einmal am Wittelsbacher Platz haben mich drei Betrunkene und ihr absolut geduldiger Hund an so einer Waage fasziniert. Als Herrchen mit mindestens zwei Promille im Blick auf das freudig Schwanz wedelnde Tier feststellte: "Du bisso dick jeworden." Mit allem Tricks wurde dann versucht, die Töle auf das gusseiserne Stadtmöbel zu locken, um den alkoholisierten Eindruck zu verifizieren. Einer zerrte von vorne, einer schob den Hund von hinten. Und der Dritte suchte den Einwurfschlitz fürs Kleingeld. Doch keine Chance, Susi war schneller von der Waage, als das Geld im Automat ankam. Bis dem Herrchen der Kragen platzte und er die zierliche Schäferhündin von hinten packte und mit ihm auf die Waage presste. "Schnell!" fuhr er schnaufend die Promillekollegen an, die Münzen in den Schacht zu werfen. Der Zeiger fing an zu wandern. 20 Kilo. 30 Kilo. 40 Kilo. Bei 48 Kilo stoppte die Nadel. "Mann, bissu fett geworfen," entfuhr es dem heftig schnaufenden Herrchen. Und Susi bellte fröhlich. Dann zog die Truppe schwankend weiter, Diätpläne diskutierend. Seitdem erinnern mich Waagen an Susi. Und daß Gewicht eine relative Größe ist.