Zensur bei Kandidatenwatch.de

Hab heute eine E-Mail an die Schirmherrin von "Kandidatenwatch" geschrieben und gegen die dort herrschende Zensur protestiert. So geht es nicht.

Passiert war folgendes, hatte am 13. Januar von Dirk Henninger aus Frankfurt über www.kandidatenwatch.de bzgl. des Themas "Umwelt" die Frage gestellt bekommen, wie ich denn persönlich zur SPD-Umweltpolitik und den Ideen von Herrn Scheer (speziell zum Thema Windkraft-Anlagen)? stehe. Das habe ich noch am gleichen Abend beantwortet:

Ernst Ulrich von Weizsäcker hat über Hermann Scheer gesagt: "Hermann Scheer legt sich mit vielen Goliaths auf unserem Planeten auf einmal an. Die Welt braucht Pioniere wie ihn." Diese Auffassung teile ich uneingeschränkt. Als Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energie, der 1999 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, hat Hermann Scheer mit "Neue Energie für ein atomstromfreies Hessen" ein Konzept vorgelegt, dass die Hessische SPD nach dem 27. Januar 2008 umsetzen wird. Ich bin überzeugt, dass der Stromwechsel hin zu Erneuerbaren Energien bis hin zum vollständigen Ersatz atomarer und fossiler Energien technisch lösbar ist. Die SPD in Hessen will den raschen Ausstieg aus der Atomwirtschaft, da die Nutzung der Kernenergie aufgrund der ungeklärten Entsorgungsproblematik, der volkswirtschaftlich hohen Kosten und des unvertretbar hohen Risikos für eine nachhaltige Energieversorgung in unserem Land ungeeignet ist. Nur Erneuerbare Energien garantieren eine nachhaltige, ökonomisch und ökologisch sinnvolle und unabhängige Energieversorgung der Bevölkerung und schaffen neue Arbeitsplätze.Laut einer Studie der Deutschen Bank ist Deutschland mit einem Anteil von 28 Prozent an der global installierten Windleistung Spitzenreiter vor Spanien, den USA, Indien, Dänemark und China. 60 Prozent der Windstromerzeugung in Deutschland stehen für die Grundlast zur Verfügung. Die Behauptung der CDU, dass Solar- und Windstrom nicht grundlastfähig seien, halte ich für eine reine Techniklüge. Wenn die Hessen-CDU jetzt die Kreistage auffordert, alle rechtlichen Spielräume auszuschöpfen, um neue Windkraftanlagen zu verhindern, erteilt sie einer wichtigsten Zukunftstechnologien dieses Landes eine klare Absage und verschärft die Abhängigkeit der Hessen von fossilen und atomaren Energien.

Was ist danach passiert? Die Moderation von Kandidatenwatch teilt mir am 15. Januar mit, dass sie diese Mail nicht freischalten, weil sie in die Kategorie "Beiträge, die keiner Frage oder Aufforderung zur Stellungnahme entsprechen, sondern bloße Meinungsäußerungen oder rhetorische Fragen sind" falle. Falls ich Fragen zur Moderationsentscheidung habe, sollte ich eine Rückmeldung geben, was ich auch umgehend getan habe. Und was passiert seitdem? Nix!

Deshalb habe ich heute der Schirmherrin Sarah Sorge eine Protest E-Mail mit folgendem Wortlaut geschickt:

Hallo Sarah
Da Du ja Schirmherrin von Kandidatenwatch bist, bitte ich Dich darum, dass meine Antwort auf die Frage von Dirk Henninger umgehend frei geschaltet wird. Es kann nicht sein, dass Antworten von Kandidaten zensiert werden und ich auf meine Frage, was die Zensur ausgelöst hat, keine Antwort mehr bekomme. Du weißt selbst, dass man am Ende im Wahlkampf von Hunderten von Mailanfragen überschüttet wird. Da ich keine Mitarbeiterin habe, mache ich mir abends nach den Veranstaltungen immer die Mühe, alle Fragen zu beantworten, auch wenn das oftmals bis nach Mitternacht dauert. Ich habe aber noch nie erlebt, dass eine Antwort von mir nicht akzeptiert wurde.Ich hoffe mal, dass Du Dich dafür einsetzt - auch wenn Du meine Gegenkandidatin im Wahlkreis bist, dass meine Antwort frei geschaltet wird. Auf jeden Fall werde ich den gesamten Vorgang in mein Weblog setzen, denn es kann nicht sein, dass Kandidatenwatch sich solche Antworten herausnimmt, ich finde, das einen Skandal.Meine E-Mail geht cc an die Pressestelle der SPD. Und ich werde die anderen SPD-Kandidaten per E-Mail anfragen, ob sie auch Probleme mit Kandidatenwatch hatten. Ich war lange Jahre im Internet und im Usenet in den verschiedensten Foren aktiv, oftmals auch mit Moderatoren, die persönliche Beleidigungen und Diffamierungen nicht frei geschaltet haben. Eine inhaltliche Zensur wie von Kandidatenwatch, einer Plattform, die sich die virtuelle Demokratie auf die Fahnen schreibt, ist mir in dieser Form so noch nie begegnet. Aber vielleicht wird man ja besser behandelt, wenn man die geforderten 100 Euro spendet?"

Und jetzt schau´n mer mal, was passiert und wie lange es mit der Antwort dauert.