Der Frankfurter PresseClub war am 29. November zu Gast im Kronberger Opel-Zoo, wo seit dem 27. Mai 2025 nach fast 57 Jahren erstmals wieder ein Elefantenkalb geboren wurde: die kleine „Kaja“. Das weibliche Jungtier bot den perfekten Anlass, um mit Zoodirektor und Zoologe Dr. Thomas Kauffels über die Rolle moderner Zoos zwischen Artenschutz, Bildung und Freizeitvergnügen zu sprechen.
10 Liter Muttermilch am Tag für Kaja
Im Zentrum des Besuchs stand die Elefantenherde um Kaja,
ihre 20-jährige Mutter Kariba und die 55-jährige Leitkuh Lilak, die als
erfahrene „Zieh-Oma“ fungiert. „Und dann ist das Jungtier geboren, und die
Lilak war die einzige, in der ganzen Truppe – inklusive Zoodirektor,
Tierpfleger, Tierärztin und anderen Elefanten – die Erfahrung hatte, was so ein
kleiner Elefant ist“, schilderte Kauffels den bewegenden Moment. Er selbst habe
zwar die Geburten mehrerer Nashörner, Flusspferde und „über 30 Giraffen“ begleitet,
„aber ich habe noch nie einen Elefanten gehabt.“ Die kleine Kaja entwickele
sich prächtig: „10 Liter Muttermilch am Tag macht dann in knapp 6 Monaten
sowas“, deutete Kauffels auf das propere Baby im Stroh.
Von Flusspferden und Panzernashörnern
Neben Kaja ging es im Gespräch in der „Zooschule“ zu Beginn des
Hausbesuchs um Grundsatzfragen: Wie lassen sich Artenvielfalt sichern, globale
Naturschutzanliegen vermitteln und gleichzeitig Besucherinnen und Besucher für
die Tierwelt begeistern? Nachhaltigkeit und Verantwortung spielen eine zentrale
Rolle – von der Energieversorgung über die Futterbeschaffung bis hin zur
Müllvermeidung. Am Beispiel der Flusspferde machte der Direktor deutlich, wie
stark ökologische und ökonomische Aspekte miteinander verknüpft sind: Um die
Tiere gut beobachten zu können, brauche es klares Wasser, erklärte er, „d. h.,
hinter einer Flusspferdanlage steht heute eine Schwimmbadtechnik, die massiv
teuer ist.“ Die stark gestiegenen Kosten für Strom und Wasser hätten in der
Pandemie eindrücklich gezeigt, wie gefährlich hohe Nachfolgekosten werden
können. „Wenn Sie einen Finanzrahmen haben wie wir, müssen Sie darauf achten,
dass die Nachfolgekosten Sie nicht auffressen. Flusspferde wird es hier in
Kronberg also nicht mehr geben“, so der 64-jährige, der das neueste Großbauvorhaben
„Panzernashörner“ als zukünftiges „Flaggschiff“ auch noch im Ruhestand weiter leiten
wird.
Populationsmanagement in Deutschland
Aber auch der Blick in heimische Ökosysteme kam nicht zu
kurz. Kauffels erläuterte, dass es in Deutschland keine großen Raubtiere gebe –
mit Folgen für die Wälder: „Weil wir keine großen Raubtiere haben, übernehmen
Hirsche, Rehe, Wildschweine alles! Wenn sie die nicht einengen, fressen die den
ganzen Wald auf.“ Jagd in Deutschland sei in diesem Kontext vor allem eins: Populationsmanagement.
Das teuerste Tier im Opel Zoo: Der Brillenpinguin
Sehr eindrücklich war auch der Besuch bei den
Brillenpinguinen, deren hochwertige Ernährung der Direktor anschaulich
beschrieb: Der Fisch komme in Lebensmittelqualität vom Fanggebiet bis in den
Kühlschrank. „Von unseren 40 Pinguinen frisst jedes Tier ungefähr 120 bis 150
Gramm Fisch am Tag.“ Und ja, sie wissen, wie gut es ihnen gehe, „deswegen begrüßen
sie mich auch jeden Morgen.“
Die Opel-AG und das „Rüsselsheim“
Der Opel-Zoo finanziert sich nahezu ausschließlich über
Eintrittsgelder – ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. „Wir sind der
einzige deutsche Zoo ohne jegliche Zuschüsse, das ist unser finanzieller
Rahmen“, betonte Kauffels, der zugleich den hohen Stellenwert von Spenden sowie
der 700 Patenschaften herausstellte. Er habe übrigens der Opel-AG vor dem Umbau
des Elefantenhauses angeboten, die Anlage bei entsprechendem Sponsoring als
„Rüsselsheim“ zu taufen, darauf seien die Manager von Opel leider nicht eingegangen.
Der Leitgedanke des Opel-Zoos
Gegründet wurde das „Georg von Opel Freigehege für Tierforschung“ 1956 auf Initiative von Dr. h.c. Georg von Opel; später wurde der Name durch die BILD-Zeitung auf „Opel-Zoo“ verkürzt, wie Kauffels augenzwinkernd erzählte. Seit 27 Jahren steht der aus Neuss stammende Biologe an der Spitze des Hauses und hat dessen Entwicklung zum modernen Freigehege maßgeblich geprägt. Bildung und Erholung der Gäste, Artenschutz und Forschung sind die vier zentralen Aufgaben, an denen sich die Arbeit des Opel-Zoos orientiert. Dazu zähle die konsequente Umsetzung des Leitgedankens „Tiere in sozialen Gruppen, in naturnah gestalteten Gehegen und möglichst ohne sichtbare Barrieren zwischen Besuchenden und Tieren zu zeigen“. Mit jährlich rund 580.000 Besucherinnen und Besuchern gehört der Opel-Zoo heute zu den größten Freizeit- und Kultureinrichtungen in Hessen. „Der Opel-Zoo zeigt in exemplarischer Weise, wie man allein gestützt auf Eintrittsgelder und weitere private Unterstützung nachhaltig erfolgreich wirtschaften kann. Thomas Kauffels hat es geschafft, eine ganze Region für seinen Zoo im Grünen zu begeistern und zu einem Generationenprojekt werden zu lassen“, sagte FPC-Vizepräsident Carsten Knop.






